Astrologie

Astrologie

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As|t|ro|lo|gie [astrolo'gi:], die; -:
Lehre, die um eine Beurteilung irdischer Gegebenheiten, besonders eine Deutung des menschlichen Schicksals aus bestimmten Gestirnstellungen bemüht ist.
 
• Astrologie/Astronomie
Die Astrologie befasst sich mit dem angeblichen Einfluss der Sterne auf das menschliche Schicksal. Aus der Konstellation der Sterne werden spekulative Aussagen über die Zukunft abgeleitet.
Die Astronomie gehört zu den Naturwissenschaften und befasst sich mit der exakten wissenschaftlichen Erforschung der Himmelskörper und des Weltalls.

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As|tro|lo|gie 〈f. 19; unz.〉 Lehre vom (angebl.) Einfluss der Gestirne auf das menschl. Schicksal; Sy Sterndeutung [<grch. astrologia „Sternkunde“; → Astrologe]
Die Buchstabenfolge as|tr... kann in Fremdwörtern auch ast|r... getrennt werden.

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As|t|ro|lo|gie , die; - [lat. astrologia < griech. astrologi̓a]:
Lehre, die aus der mathematischen Erfassung der Örter u. Bewegungen der Himmelskörper sowie orts- u. zeitabhängiger Koordinatenschnittpunkte Schlüsse zur Beurteilung von irdischen Gegebenheiten u. deren Entwicklung zieht.

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Astrologie
 
die, -, bis zum 4. Jahrhundert n. Chr. Synonym zu Astronomie, später nur noch die Sterndeutekunst, die individuelles Schicksal und Charakter, aber auch Ereignisse wie Krieg, Frieden, Katastrophen oder Glück verheißende Tage aus dem Einfluss der Gestirnkonstellationen deutet oder vorhersagt. Astrologische Lehren finden sich bei Naturvölkern und in allen Hochkulturen; zugrunde liegt die Anschauung, alle Teile der Welt seien durch erfassbare Ähnlichkeit miteinander verbunden, also auch der Mikrokosmos Mensch mit dem Makrokosmos Welt: »Wie oben - so unten!«
 
Grundlage der stark mystisch-symbolischen Deutungen bilden die den Planeten zugeschriebenen »Wesenskräfte« wie Aktivität (Mars), Intellekt (Merkur) und Erfahrung (Saturn). Zu den Planeten werden auch Sonne und Mond gezählt, jeweils seit ihrer Entdeckung auch Uranus (1781), Neptun (1846) und Pluto (1930). Den zwölf Abschnitten beziehungsweise Sternbildern des Tierkreises wird eine Zusatzwirkung zugeschrieben, die je nach Sternbild und Stellung der Planeten zu ihnen verschieden sein soll. Darüber hinaus hat jeder Planet an einem bestimmten Punkt des Tierkreises seine stärkste Wirkung, die Erhöhung (»exaltatio«), und im entgegengesetzten Punkt seine schwächste Wirkung, die Erniedrigung (»dejectio«). - Wichtig für ein Geburtshoroskop oder Radixhoroskop sind die Gestirnkonstellation im Augenblick der Geburt, die Nativität, und der im Augenblick und am Ort der Geburt aufsteigende Punkt der Ekliptik, der Aszendent, von dem aus der Tierkreis in zwölf Abschnitte, Häuser, eingeteilt wird. Je nach Stand der Planeten in einem dieser »Häuser« werden nach der astrologischen Deutung bestimmte Lebensbereiche beeinflusst. Bestimmte Winkel (Aspekte, Konstellation), unter denen die Planeten geozentrisch zueinander erscheinen, verursachen eine Verstärkung, Abschwächung oder gar Aufhebung der Wirkung. Somit werden individuelle Horoskope möglich. Die astrologische Voraussage (Prognostik) verwendet auch das Solarhoroskop (Konstellation, die in jedem Lebensjahr auf den Zeitpunkt des Übergangs der Sonne über ihren Standort im Geburtshoroskop berechnet und in Beziehung zu diesem gedeutet wird) und die Transite (Aspekte der laufenden Planeten zu ihren Stellungen im Geburtshoroskop).
 
 
und Psychologie haben astrologische Lehren einbezogen. Besonders beschäftigte sich C. G. Jung mit der astrologischen Symbolik als »Archetypen« der Seele; er glaubte, Zutreffendes kausal (also im Sinn der traditionellen Astrologie) und durch sein Prinzip der Synchronizität, einer akausalen Entsprechung, erklären zu können. Auch einige Naturwissenschaften bemühen sich um wissenschaftliche Untersuchungen kosmischer Einflüsse (z. B. Sonnenaktivität, Mondeinfluss auf das Verhalten von Organismen, biologischen Rhythmen u. Ä.).
 
Die Kritik wirft der Astrologie vor, ihre Lehren seien überholt. Denn seit der Antike sind neue Planeten entdeckt worden, das geozentrische Weltbild wurde abgelöst; durch die Verschiebung der Daten der Tagundnachtgleiche (Äquinoktium) infolge der Präzession der Erdachse stimmt der astrologische (»tropische«) Tierkreis heute nur noch kalendarisch, Tierkreiszeichen und Tierkreissternbilder sind heute um etwa eine Einheit gegeneinander verschoben. Dem begegnet die Astrologie mit Modifikationen ihrer Lehre und neuen Hypothesen, die verschiedenen, sich auch bekämpfende Schulen erarbeitet haben.
 
 
Die abendländische Astrologie nahm ihren Ausgang im Zweistromland. Verschwistert mit einer Gestirnreligion (Astralmythologie), war die Astrologie dort eine von Priestern geübte Kunst, die aus den Stellungen der Planeten, aus Finsternissen und atmosphärischen Erscheinungen den Willen der Götter erforschte (Vorzeichendeutung; Omen). Die astrologischen Hauptquellen, besonders Keilschrifttafeln aus der Bibliothek des Königs Assurbanipal (um 640 v. Chr.), lassen Einflüsse der Sumerer aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. erkennen. Über Babylon (»Chaldäer«) verbreitete sich die Astrologie im 2./1. Jahrtausend v. Chr. nach Persien, Indien und China, in das hellenistische Griechenland (4.-1. Jahrhundert v. Chr.), nach Ägypten und (zur Zeit der Punischen Kriege, 3./2. Jahrhundert v. Chr.) nach Rom. Die Astrologie bezog bald sämtliche Lebensgebiete ein und setzte in einem umfassenden System Zahlen, Farben, Metalle, Minerale, Pflanzen, Krankheiten, Arzneien, Temperamente, Elemente u. a. mit den Planeten und Tierkreiszeichen in Verbindung. Neben dem zwölfteiligen Tierkreis (5. Jahrhundert v. Chr.) und seiner Unterteilung in 36 Dekane (ursprünglich die zu den Stunden jeweils kulminierenden und untergehenden Sterne und Sterngruppen) wurde das zwölfteilige System der Häuser entwickelt (3. Jahrhundert v. Chr.). Im Hellenismus wurden die babylonischen Grundlagen zum astrologischen Regelwerk ausgeformt. Grundlegend für die hellenistische Astrologie war ein dem ägyptischen König Nechepso und seinem Priester Petosiris zugeschriebenes Kompendium (um 150 v. Chr.); es enthält einen großen Teil der traditionellen Deutungsregeln des Geburtshoroskops (das älteste überlieferte wurde um 410 v. Chr. gestellt). Im 2. Jahrhundert n. Chr. entstand in der damaligen Hochburg der Astrologie, in Alexandria, das zweite, noch heute als maßgeblich verwendete Werk, der »Tetrabiblos« (Werk in vier Büchern) des Astronomen Claudius Ptolemäus. Zu nennen sind auch das Lehrgedicht »Astronomica« des römischen Dichters Marcus Manilius (1. Jahrhundert n. Chr.) und das Handbuch des Firmicus Maternus.
 
Nach dem Verbot durch Kaiser Justinian I., dem Großen, (533) und der Flucht zahlreicher Astrologen nach Persien gelangte die Astrologie erst wieder durch die arabische Kultur ins christliche Abendland. Syrische und arabische Astrologen, v. a. Abu Maschar (Albumasar, 9. Jahrhundert) und Biruni (11. Jahrhundert), vervollkommneten die astrologische Technik (u. a. Astrolabium); durch sie blieben ursprünglich griechische astrologische Texte erhalten, die im 12. und 13. Jahrhundert - ins Lateinische übertragen - in Europa rezipiert wurden (erst in der Renaissance die griechischen Originale).
 
Im Alten Testament und im Talmud finden sich Spuren der Astrologie; die Kabbala kannte astrologische Lehren. Auch im Neuen Testament weisen einzelne Stellen auf die Astrologie hin; die Gnosis betonte den Gedanken einer kosmischen Harmonie. Die Kirchenväter bekämpften jedoch die Astrologie, weil sie durch sie die Willensfreiheit gefährdet sahen. Dennoch gehörte die Astrologie im Mittelalter (als den Menschen einbeziehender Teil der Astronomie) zu den Artes liberales; im 15./16. Jahrhundert waren viele christliche Gelehrte und Theologen, auch Päpste (so Julius II., Paul III., Leo X.) Astrologen. Die Freiheit des Willens sah man erhalten unter der Annahme, »die Sterne machen geneigt, aber sie zwingen nicht«. Verschiedene Gelehrte, z. B. J. Kepler oder Paracelsus, entwickelten ideengeschichtlich bedeutsame Lehren über die Beziehung von Seele und Kosmos im Verhältnis zum Lebensschicksal.
 
Im Mittelalter erlangte die Astrologie Einfluss auf alle Angelegenheiten im Alltagsleben der Menschen und prägte stark den Volksglauben (bis zum Aberglauben, besonders im Dreißigjährigen Krieg, 1618-48). Begünstigt durch die massenhafte Verbreitung von Verhaltensmaßregeln ab um 1450 durch Buchdruck ([Aderlass-]Kalender, [Bauern-]Praktiken) und fahrendes Volk, entstand eine Volksastrologie, die auch an die schon seit der Antike verbreitete »vulgäre« beziehungsweise »Trivialastrologie« anknüpfte.
 
In ihrer Blütezeit (15.-17. Jahrhundert) konnte die Astrologie die abendländische Alchimie, Astronomie, Medizin (Heilkunde, z. B. Aderlassmännchen), Philosophie und Theologie beeinflussen. Erst durch die Ausbildung des kopernikanischen Weltsystems und die Aufklärung wurde die Astrologie, der es nie an erbitterten Gegnern gefehlt hat, im 18. Jahrhundert zurückgedrängt. Um 1900 kam die »statistische Astrologie« auf; astrologischen Deutungen des Menschen erlangten seit den 1920er-Jahren in Verbindung mit der Psychoanalyse und Tiefenpsychologie neue Ausrichtung (»neue» beziehungsweise »anthroposophische Astrologie«, »therapeutische Astrologie«). Besonders durch das Aufkommen der Esoterik in den 1980er-Jahren blühte auch die Aufmerksamkeit für die Astrologie (»Esoterische Astrologie«, »Karmatische Astrologie«, »Transpersonale Astrologie«) und so genannte kosmische Heilenergien (»Chakras«) in gewisser Weise neu auf. Die weit verbreiteten Zeitungs- (erstmals 1899), Rundfunk- und Fernsehhoroskope u. ä. werden nicht zur Astrologie im eigentlichen Sinn gezählt.
 
 
F. Boll: Sternglaube u. Sterndeutung. Die Gesch. u. das Wesen der A. (1926);
 W. u. H. G. Gundel: Astrologumena. Die astrolog. Lit. in der Antike u. ihre Gesch. (1966);
 A. L. Lieber: Der Mondeffekt (a. d. Engl., 1981);
 H.-J. Eysenck u. D. Nias: A. Wiss. oder Aberglaube? (a. d. Engl., Neuausg. 1984, mit Bibliogr.);
 D. u. J. Parker: A. Ursprung, Gesch., Symbole (a. d. Engl., 1984);
 R. Elliot: Die chin. A. (a. d. Engl., 51985);
 P. Niehenke: Krit. A. (1987);
 W. Knappich: Gesch. der A. (21988);
 H. Stierlin: A. u. Herrschaft (a. d. Frz., 1988);
 S. Böhringer: A. Kosmos u. Schicksal (1990);
 A. Sahihi: Das neue Lex. der A. (Genf 1991);
 P. Niehenke: A. Eine Einf. (1994);
 
Horoskop als Schlüssel zum Ich. Christl. Glaube u. A. hg. v. H. Kochanek (1995);
 W. Oppenheimer: Die Macht der Sterne. A. u. Gesch. (1995).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Weissagungen und Zukunftsvisionen
 

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As|tro|lo|gie, die; - [lat. astrologia < griech. astrología]: Lehre, die aus der mathematischen Erfassung der Örter u. Bewegungen der Himmelskörper sowie orts- u. zeitabhängiger Koordinatenschnittpunkte Schlüsse zur Beurteilung von irdischen Gegebenheiten u. deren Entwicklung zieht.

Universal-Lexikon. 2012.

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